„Grand Münster Slam“ – das hört sich groß an. Und groß wird‘s. In mehrfacher Hinsicht: Nach einigen kleinen Clubshows fahren die Punk- und Indierocker Donots in Münster schwere Geschütze auf. Begleitet von den Deutschpunkern ZSK und den schwedischen Skatepunk-Legenden Millencolin spielt das Quintett in der Halle Münsterland das nach eigenem Bekunden größte Konzert ihrer Karriere. Und groß ist auch die Stimmung. „Münster, du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann“, ruft Sänger Ingo Knollmann.
Der Startschuss für die ursprünglich aus Ibbenbüren stammenden Donots fällt mit dem Country-Rocker „Dead Man Walking“, der stärksten Nummer vom aktuellen Album „The Long Way Home“. Die Brüder Ingo und Guido Knollmann, die beiden Bandmitglieder fürs große Rampenlicht, stürmen über die Bühne, positionieren sich auf von unten grell beleuchteten Podesten, ziehen Grimassen. Begeistert zeigen sie sich vom Publikum – und sie sind echt dabei. „Mann, Münster, was für ein Abend!“ ist Ingo Knollmann fassungslos. Und haut die nächste Nummer raus.
Die aktuellen Songs stehen zahlenmäßig im Vordergrund, wobei das melancholische „Stop the Clocks“ von 2008 der eigentliche Höhepunkt der Veranstaltung ist. Immer wieder stürmt die Band auch in ihre musikalische Vergangenheit. „Whatever Happened to the 80‘s“ ist einer der Songs, dessen Refrain jeder kennt.
Der eingängige Refrain des Midtempo-Hits „Room with a View“ nimmt alle mit und ist die Grundlage für ein winkendes Händemeer. Und bei „We‘re Not Gonna Take It“ wird fleißig mitgegrölt. Die Donots haben sich längst zu einer Institution im deutschen Musikbusiness gemausert.
Ein paar Kostproben des für das Frühjahr geplante neue Album gibt es in Münster auch schon mal vorab: Dringender Single-Kandidat ist „Into the Grey“, der mit dem „Oh-oh“-Refrain perfekt ins Donots-Repertoire passt, gleichzeitig mit seinen melodiösen Piraten-Shanty-Anleihen wunderbar frisch wirkt. Oder aber „Wake the Dogs“ kurz vor Schluss, das sich ganz nah an Iggy Pops „The Passenger“ wagt und gleichzeitig nicht in die Kopie-Schiene rutscht.
Gewürzt wird die Setlist außerdem mit den Covern „Blitzkrieg Bop“ von den Ramones und „My Sharona“ von „The Knack“ – und einer Solonummer mit Gitarrist Guido Knollmann. Darin erweist der sich zwar nicht unbedingt als großes Gesangstalent. Aber, hey, wer in einer Punkrock-Band spielt, braucht kein Pavarotti zu sein.
Das Publikum lauscht gebannt. „Ihr habt mir die Angst genommen“, bedankt sich Knollmann. Knisternd wird es auch beim epischen „Parade of One“ mit seinem Bruder am Klavier und „The Years Gone By“. Da stehen die Donots mitten in der Menge, während rundherum alle in die Knie gehen.
Alles ist nicht perfekt an diesem Abend. Das, was schiefläuft, sorgt aber für viele lockere Lacher: Wenn sich die angekündigte Monster-Wasserwaffe als schlappes Plastikpistölchen herausstellt, haben Fans und Musiker ihren Spaß. Ein Mitleidsapplaus wird gefordert, Ingo macht sich selbst nass, die Menge feiert. Und wenn ein falsches Lied angesagt wird, feixen die Fünf um die Wette. Vor allem Ingo Knollmann hat große Entertainer-Qualitäten. Mit Schlachtrufen heizt er die Menge an, vergnügt sich am Anblick der „wunderbar verschwitzten Leiber“ in der Halle und wird nicht müde zu betonen, wie viel ihm und seinen Kollegen der Auftritt bedeutet: „Mann, wie geil is dat!“
(erschienen am 12.12.2011 im Westfälischen Anzeiger)