Dick Brave & The Backbeats / Münster / 23.3.2012
Dick Brave lässt auf der Bühne der Münsteraner Jovel Music Hall die Hüfte Kreisen als sei nie etwas gewesen. Dabei musste der Sänger einiges durchmachen: Er überlebte einen Flugzeugabsturz, litt an einer Amnesie und wurde von einer Verrückten als Haustier gehalten.
Der gebürtige Soester Sascha Schmitz, auch bekannt als Schmusesänger Sasha, hat sich eine wahnwitzige Geschichte einfallen lassen, um seine Rückkehr als Rock-’n‘-Roller der alten Schule auszuschmücken.
2002 tauchte Dick Brave mit seiner Band, den Backbeats, das erste Mal in Deutschland auf. Davor hatte der Pseudo-Kanadier schon viele Erfolge in Übersee gefeiert, logo. Zwei Jahre später verschwand er dann von der Bildfläche. Was bis heute geschah, erfahren die Fans im ausverkauften Saal in einem zum Schreien komischen Einspieler mit den Anleihen einer Woodstock-Doku und vielen Promi-Interviews.
Schon da wird klar: Die Showfigur Dick Brave bedeutet nicht nur Musik, sondern auch Comedy. Noch bevor der Vorhang fällt, lachen sich die Besucher beim Filmvorspann scheckig. Beim Konzert ändert sich das nicht. Brave spricht ausschließlich in gebrochenem Deutsch, ernst dabei bleiben kann er aber nicht. Dabei soll doch alles so authentisch wirken: Gesungen wird in stylische Retro-Mikros und die Pomade hält die Frisuren in Form.
Musikalisch gibt sich Dick Brave keine Blöße. Rund zwei Stunden gibt es 50s-Rock-’n‘-Roll und Rockabilly. In der Halle steht niemand still. Aus dem größtenteils aus Cover-Songs bestehenden Repertoire-Topf zaubert die Band Klassiker der Marke Chuck Berry und Jerry Lee Lewis. Da weiß jeder, wie sich eine Highschool-Party angefühlt haben muss. Zum „Schunkeli“, so sagt es Brave, hat die Band Ricky Nelsons „It’s Up to You“ und Bobby Vees „Take Good Care of My Baby“ im Gepäck.
Auch aktuelle Hits werden in ein Rock-’n’-Roll-Gewand gekleidet, zum Beispiel Adeles „Rolling in the Deep“ oder Jack Johnsons „Sitting, Waiting, Wishing“. Zwischendurch übt sich Dick Brave in coolen Posen und tanzt. Dann vollführt er eine Kopfstand-Verrenkung auf dem Piano, imitiert später einen Surfer auf demselben und rutscht über den Boden. Seine Bandkollegen machen es ihm nach.
Spätestens seit seinem „Alive-and-Swingin“-Ausflug mit Xavier Naidoo und Rea Garvey in die Zeit des Rat Packs um Frank Sinatra und Co. sind die stimmlichen Qualitäten des Sascha Schmitz bekannt. Mit dem auch von Elvis Presley interpretierten „Always on My Mind“ verzaubert er das Publikum und am Ende auch die Band. Dick Brave, der stolze Kanadier, streckt seine Hände aus, als wollte er alle umarmen. „Danke, dass Du da warst“, verabschiedet er sich in kryptischem Deutsch. Dann muss er wieder lachen.