Bryan Adams / Köln / 21.3.2012
Bryan Adams ist ein bodenständiger Typ ohne Starallüren. Trotzdem lässt er seine Fans in der Kölnarena einige Minuten warten. Dann aber betritt er mit einem breiten Grinsen die Bühne. Der Kanadier ist ein Sonnyboy. Kaum verwunderlich also, dass ihm rund zwei Stunden lang das Lächeln wie eingemeißelt ins Gesicht steht.
Ebenso aufgeräumt wie der Sänger ist auch die Bühne. Links steht der Flügel, rechts sind die Boxen sauber nebeneinander aufgebaut. Davor ist reichlich Freiraum. Und den brauchen Adams und seine vierköpfige Band auch. Der Rocksänger nutzt die zwei Podeste an den beiden Flanken der Bühne ausgiebig, reckt die Fäuste hoch und wirft dem Publikum regelmäßig ein „Hey“ und Handküsse entgegen.
„Das wird eine lange Show für euch“, verspricht er zu Beginn. Jubel brandet auf. Adams reicht das nicht. „Soll ich langsamer sprechen?“ fragt er lachend und wiederholt seine Frage als liefe sie in Zeitlupe ab. Vor etwas mehr als 20 Jahren ist sein Erfolgs-Album „Waking Up the Neighbours“ erschienen – das will er zum Anlass nehmen, reichlich aus diesem Fundus zu schöpfen.
„(Everything I Do) I Do It For You“ gehört dazu. 1991 sind unendlich viele Frauen bei den Klängen des Robin-Hood-Soundtracks dahingeschmolzen. Der Plan geht auch in Köln auf: Adams, nur von einem grünen Spot beleuchtet, haucht die Zeilen seines Lovesongs ins Mikro, die Fans singen gebannt mit. Es riecht nach Wunderkerzen, Feuerzeuge flackern und in den hinteren Reihen wird eng umschlungen geschwoft. Nicht weniger gefühlsbetont geht es bei den Balladen „Heaven“ oder „All for Love“ zu.
Eine Portion Schmalz gehört zu Adams‘ Erfolgsrezept. Gleichzeitig ist er ein gutes Beispiel für die gelungene Mischung von Schmusebarde und rotzigem Rockstar. Beeindruckend ist gerade bei den lauten Tönen, wie aus einem schmächtigen Kerl, der der 52-Jährige unverkennbar ist, solch eine raue und kraftvolle Stimme tönt. Zum alten Eisen will er nicht gehören: Mit „18 Till I Die“ liefert er die rockig-erdige Kampfansage ans Älterwerden ab.
Klassiker wie „Run to You“ und „Summer of ‘69“ folgen. Spätestens da hockt niemand mehr auf seinem Sitzplatz: Das ist Feel-Good-Musik ohne jeden SchnickSchnack, die zum Mitmachen einlädt. So wie bei „Can’t Stop This Thing We Started“, als sich die Halle in ein Meer aus klatschenden Händen verwandelt. Apropos Mitmachen: Claudia aus Oldenburg darf gemeinsam mit ihrem Lieblingssänger „When You’re Gone“ singen. Ein Fan-Duett gibt es auf jedem Konzert. Die einen singen besser, die anderen schlechter. Claudia gehört zweifelsfrei zur zweiten Gruppe. „So ist das nunmal. Das sind Live-Konzerte“, kommentiert Adams lachend.
Eine Nummer fällt aus dem Rahmen: Bei „If You Wanna Leave Me“ trommeln Adams‘ Mitstreiter auf Eimern, Pfannen und Töpfen mit einem beeindruckenden Schluss-Solo. Als die Band die Bühne verlässt, bleibt der Sänger alleine zurück und spielt auf der Akustikgitarre „Straight from the Heart“. Von da scheint seine Musik tatsächlich zu kommen.