Ozzy Osbourne / Dortmund / 4.6.2012
Eigentlich hatten sich Black Sabbath angekündigt, am Ende sind es in den Dortmunder Westfalenhallen nur „Ozzy & Friends“ geworden. Grund für die Sabbath-Light-Version ist die Krebserkrankung von Gitarrist Tony Iommi. Schockrocker Ozzy Osbourne hat dafür ein paar Freunde mitgebracht, allen voran Sabbath-Bassist Geezer Butler.
In bekannter Weise kommt Ozzy mit tippelnden Schritten auf die Bühne. Wenn er sich bewegt, wirkt er gebrechlich. Die Folgen seiner Nervenerkrankung sind allgegenwärtig. Genauso wie die glitzernden Kreuze auf seinem Hemd. Wenn Pailletten-Ozzy aber fest am Mikrofon steht, die Augen schwarz geschminkt, die Fingernägel lackiert, das nass klebende Haar im Gesicht, und er „Lasst den Wahnsinn beginnen!“ ruft, dann ist das legendär. Feuerwerkskörper knallen, die Menge johlt. Der Brite hat Spaß, daran lässt er keinen Zweifel.
Nicht erst seit seiner schrägen und absurden Reality-Show ist bekannt, dass dem Altrocker der Schalk im Nacken sitzt. So auch heute – wenn auch nicht mehr so wild wie in vergangenen Tagen: Statt auf Fledermausköpfe steht er mittlerweile mehr auf Wasser. Nicht nur, dass er sich nach dem ersten Song selbst nass macht, mit einem Schlauch sorgt er regelmäßig für Schaumbad-Atmosphäre in den ersten Reihen – Ozzy, der Bademeister.
Es dauert nicht lange, und die ersten Luftgitarren werden im Rund ausgepackt, Haarschöpfe wirbeln, Osbourne wirft mit Handküssen um sich und sorgt am Ende auch noch für eine verkehrte Welt: Ozzy geht auf die Knie und betet das Publikum für seine Leistung an. Er hat die Menge im Griff. Wenn da nur der miese Sound nicht wäre.
Vor allem zu Beginn der Show verkommen die Songs zu einer wabernden und blechernen Masse. Dabei hat Osbourne doch einen Querschnitt seines musikalischen Schaffens ins Ruhrgebiet gekarrt. „Mr. Crowley“ und „Suicide Solution“ von seinem 1980er Debüt-Album „Blizzard of Ozz“ gehören ebenso zum Set wie „Bark at the Moon“ und „Shot in the Dark“ aus den Folgejahren. Selbstverständlich gibt es auch Black Sabbath: Unterstützt von Bassist Geezer Butler singt Osbourne unter anderem „Iron Man“ und „War Pigs“. Zusammen mit Gastmusiker Zakk Wylde gibt er auch noch den „Crazy Train“, das gefühlvolle „Mama I‘m Coming Home“ und den Klassiker schlechthin: „Paranoid“.
Zakk Wylde spielte einst in Osbournes Solo-Band, jetzt ist er Frontmann der Metal-Combo „Black Label Society“. Diese gestalten zusammen mit „Steel Panther“ das Vorprogramm – und liefern eine Mischung aus Coolness und Peinlichkeit ab. Während die Jungs von „Steel Panther“ grell geschminkt eine augenzwinkernde Glam-Rock-Parodie mit sexuell anzüglichen Texten präsentieren, wirkt Wylde mit Indianerschmuck wie ein Gojko-Mitic-Imitator mit E-Gitarre. Damit wäre er besser in Bad Segeberg aufgehoben. Stimmung machen er und seine Kollegen trotzdem. Vor allem beim mehrminütigen Gitarrensolo zeigt Wylde seine Fingerfertigkeiten am Instrument.
Nicht alle bekommen das mit: Dass die Zuhörer an diesem Abend nur wegen Rock-Ikone Ozzy und einem Hauch von Black Sabbath gekommen sind, offenbart die wartende Menge mit Bier und Pizza im Foyer.