Meat Loaf / Oberhausen / 8.5.2013
Zu seinem letzten Konzert in Deutschland humpelt ein sichtlich gealterter Meat Loaf im Glitzerjackett auf die Bühne der Oberhausener Arena. Mit der „Bat at Last“-Tour will der 65-jährige Rocksänger seine musikalische Karriere beenden und hat dabei nach einer Knieoperation mit körperlichen Problemen zu ringen, die im scharfen Kontrast zu seinen harten Rockerposen und der ihm eigenen bedrohlichen Mimik stehen.
Aus seinem umfangreichen Song-Fundus zaubert er im ersten Teil des Konzerts einen Querschnitt seines Schaffens, darunter etwa „Dead Ringer for Love“, bei dem er von Sängerin Patricia Russo begleitet wird, oder „Objects in the Rear View Mirror May Appear Closer than They Are“. Dort singt sich Meat Loaf förmlich in Ekstase und hämmert die letzten Worte einem Prediger gleich ins Mikrofon. Auch recht neues Material wie „Los Angeloser“ und „The Giving Tree“ finden den Weg ins Set.
Im zweiten Teil der Show spielt der als Marvin Lee Aday geborene Texaner im Rüschenhemd begleitet von seiner siebenköpfigen Band das komplette „Bat Out of Hell“-Album von 1977, seine mit über 44 Millionen verkauften Exemplaren erfolgreichste Platte. Bei Rockern wie „Bat Out of Hell“, bei dem im Bühnenhintergrund eine übergroße Fledermaus aufgeblasen wird und bedrohlich auf die Zuhörer hinabblickt, „You Took the Words Right Out of My Mouth“ sowie „All Revved Up With No Place to Go“ ist das Publikum förmlich aus dem Häuschen.
Er wollte Musik schreiben, die eine Kino- und Theaterwelt erzeugen, berichtet Meat Loafs langjähriger Begleiter und Komponist Jim Steinman in einem Video-Einspieler, und so gestalten sich die meisten der bisweilen mehr als zehn Minuten langen Stücke im klassisch-typischen Meat-Loaf-Aufbau mit immer wieder neuen facettenreichen Versatzstücken, schnellen Rock-Parts und ruhigen Passagen.
Nach Balladeskem wie „Heaven Can Wait“ und „Two Out of Three Ain’t Bad“, bei denen der Sänger am weißen Piano begleitet wird und sich den stillen Momenten mit viel Vibrato hingibt, sowie der Zugabe „I’d Do Anything for Love (But I Won’t Do That)“, belohnt ihn das Publikum mit langanhaltendem stehenden Applaus. Stimmlich ist er nicht immer punktgenau da, sorgt aber an den entscheidenden Stellen für absolute Gänsehaut, wenn er mit derart tiefer Inbrunst singt, dass man ihm jedes Wort glauben will.
Und mit welcher Hingabe er Musik gemacht hat und was sie ihm bedeutet, wiederholt er immer wieder. Dabei schnauft er schwer, der Schweiß steht ihm im Gesicht, das bekannte rote Tuch immer in der Faust. Als er einleitend zu „For Crying Out Loud“ ein paar Sätze sagen will, verschlägt es ihm gar die Stimme, und dem mächtigen Mann auf dem Hocker rinnen die Tränen über die Wangen. Ein gefühlvoller Abschied.